Die Kirche im Dorf lassen. Ja, aber wer kümmert sich um sie? Die ersten 16 Kirchenhüterinnen und Kirchenhüter wurden jetzt in einem Kurs darauf vorbereitet, sich um ihre Kirche zu kümmern. Egal, ob sie evangelisch oder katholisch oder gar nicht in der Kirche sind. 16 Kirchenhüter haben nun ihr Zertifikat erhalten und dürfen sich Kirchenhüter oder Kirchenhüterin nennen.
Kirchenhüter hüten nicht nur den Schlüssel, sie sorgen für frische Blumen und für Trinkwasser im Sommer, sie kennen die Geheimnisse und die besonderen Schätze der Kirche, geben Auskunft über Führungen, den nächsten Gottesdienst oder Konzerte, sie bauen, putzen, pflegen, läuten und sie sind ansprechbar für Fragen nach dem Glauben oder die seelischen Nöte für all jene, die Trost suchen oder Stille.
Diese Fortbildung fand erstmalig statt und wird – auch das ein Novum – von vier Kirchen in Mitteldeutschland getragen: der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), der Landeskirche Anhalts, dem Bistum Magdeburg und dem Bistum Erfurt. Gelebte Ökumene vor Ort. Denn letztendlich ist es doch egal, welcher Konfession diejenigen angehören, die sich um die Kirche kümmern und wessen Kirche es ist: allen ist die Kirche im Ort wichtig und der Verlust würde eine riesige Lücke reißen. Denn oft ist die Kirche der letzte funktionierende Treffpunkt, ein Ort für Kultur und Begegnung, für Ausstellungen, Musik, Cafés und eben auch Heimat für den Glauben, für Stille und Gebet.
Die Idee entstand in der Kammer für Kirche und Tourismus der EKM. Die Konzepterarbeitung folgte und der Auftrag an die Evangelische Erwachsenenbildung, das Konzept umzusetzen. Dann kamen Gespräche mit allen Kirchen und schließlich die Ausschreibung des ersten Kurses. Recht schnell waren alle 16 Plätze vergeben, es gibt bereits eine Warteliste. Der Kurs fand von März bis August mit einem Umfang von 33 Unterrichtseinheiten in Präsenz und online statt. Zum Abschluss musste ein Kirchenhüterkonzept erarbeitet und präsentiert werden.
Eine Teilnehmerin berichtet: „In unserer Gruppe, bestehend aus 16 Lernwilligen, aus ganz verschiedenen Gemeinden, die größte Jena, die nördlichste Hundisburg, die südlichste Bedheim, die kleinste Zschorgula, haben wir sehr viel Erfahrungsaustausch erleben dürfen, eine Vielzahl von Projektideen der Dorfkirche und der Stadtkirche kennen gelernt. Dorfkirche und Stadtkirche sind sehr unterschiedlich, haben dennoch oft die gleichen Sorgen und jede hat ihre eigene Vielfalt, die durch uns Kirchenhüter besser aufgefächert werden. Ideen für die „Heimatkirche“ entwickelten wir und wie wir auch Möglichkeiten der Umsetzung haben. Ein sehr schönes Arbeitsklima. Unser besonderer Dank gilt Annette Berger, Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt (EEB) und Thomas Lösche von den Domführern Magdeburg, dem Team der EEB sowie den Referenten Frau Dr. Seyderhelm und Herrn Dr. Hiddemann für die umfangreiche Vermittlung von Fachwissen, das wir für unsere Aufgaben sehr gut anwenden werden. Wir Kursteilnehmenden haben entschieden, über den Kurs hinaus in Kontakt zu bleiben, uns weiter auszutauschen und wir werden beginnen, ein Netzwerk der Kirchenhüter/innen aufzubauen. Den nächsten Teilnehmern des Kurses wünschen wir alles Gute und eine so ergebnis- und erlebnisreiche Zeit, wie wir sie hatten. Danke für diese super Fortbildung.“
Sandra Eggert, Teilnehmerin des Kurses
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