Die Reformationsfrage einmal anders gestellt: Johann Tetzel – Auslöser der Reformation?


11. November 2024  |  18.30 Uhr

Vortrag von Frank W. Ermer zu "500 JAHRE REFORMATION IN MAGDEBURG"

Für interessierte Magdeburger, Stadt-, Kirchen- und DomführerInnen

Die Kirche war um 1500 von Dekadenz, Macht- und Geldgier geprägt. Zwischen dem gepredigten Wort und dem vorgelebten Beispiel öffnete sich eine ungeheure Kluft. Hohe Kirchenämter wie das des Bischofs oder des Vorstehers eines vornehmen Klosters wurden nur an Adlige vergeben. Auf diese Weise kamen Personen mit zweifelhaftem Lebenswandel und geringem Bildungsstand zu hohen kirchlichen Würden. 

Mindere Vergehen und Sünden konnten durch entsprechende Gebete getilgt werden. Die Gläubigen kamen zu viele Fastentagen zusammen und der Beichtvater konnte die Buße in eine Geldstrafe umwandeln, die nicht unerheblich war und stetig anstieg. In dieser Zeit fanden unzählige Konzilien statt, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Zu einer wirklichen Lösung kam man nicht, was die Gläubigen auch nicht wirklich beruhigte. Schließlich regelten Päpste und Bischöfe die Umwandlungen von Bußen zu ihrem Vorteil und außerhalb des Beichtstuhles.

Papst Leo X. tat sich hier besonders hervor. Er benötigte Unmengen an Geld für den Neubau des Petersdoms in Rom und förderte den Ablass mit Herausgabe des "Petersablasses". 

Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ist dank seiner Einnahmen aus dem sächsischen Bergbau nicht nur der reichste, sondern auch der mächtigste Fürst in deutschen Landen. Pilger lassen Gelder in Wittenberg, die zur Erwerbung eines Ablasses Friedrichs reicher Reliquiensammlung dienten. Deshalb hatte der Kurfürst, um seine Einnahmen bangend, die römische Kollekte in Sachsen untersagt. So gehen seine Landeskinder über die Landesgrenzen nach Jüterbog ins Brandenburgische oder nach Zerbst ins Anhaltinische, um den Tetzel zu hören und seine Geldkisten zu füllen.

Der sächsische Dominikaner Johannes Tetzel (um 1465-1519) wurde Ende 1516 oder Anfang 1517 von Erzbischof Albrecht von Mainz als Subkommissar für den Vertrieb des Petersablasses in der Erzdiözese Magdeburg eingesetzt. Er hatte sich zuvor schon in mehreren anderen Ablasskampagnen als Organisator und Propagator des Ablasses bewährt. Tetzel war persönlich integer, theologisch und kirchenrechtlich gebildet und bestens vernetzt. Sein Verständnis des Ablasses und seine Ablasspredigt bewegten sich im Rahmen der zeitgenössischen Anschauungen und entsprachen den kirchlichen Vorgaben. Während der Jahre 1517 und 1518 predigte Tetzel den Ablass im Erzstift Magdeburg, in der Mark Brandenburg und in Anhalt.

Referent: Frank W. Ermer (Historiker/ Vorsitzender des Heimatvereins Havelberg e.V.)

Wann? Donnerstag, 11. November 2024, 18.30 Uhr

Wo? Magdeburg, Ev. Erwachsenenbildung (EEB), Bürgelstr. 1

Eintritt frei

Eine Kooperationsveranstaltung der Domführer des Magdeburger Domtreffs und der Ev. Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt.

500 Tetzel
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