Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt

"Bilde dich selbst, und dann wirke auf andere durch das, was du bist." WILHELM VON HUMBOLDT

Vergessene Vertreibung „Aktion Ungeziefer“

70 Jahre Zwangsaussiedlungen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze


Auf Geheiß der DDR-Staatsführung wurden ab Ende Mai 1952 unter dem Tarnnamen „Aktion Ungeziefer“ als politisch unzuverlässig eingestufte DDR-Bürgerinnen und -Bürger entlang der innerdeutschen Grenze zwangsausgesiedelt. Betroffen waren damals mehr als 8.300 Frauen, Männer und Kinder, die von jetzt auf gleich ihre angestammte Heimat verlassen mussten.

Schon der Deckname zeigt die Menschenverachtung des SED-Regimes, mit der es gegen missliebige Bürgerinnen und Bürger vorging. Nach dem Mauerbau 1961 folgte eine weitere Aussiedlungswelle, sodass insgesamt rund 12.000 Menschen von den Zwangsaussiedlungen betroffen waren. Heute ist das Unrecht von damals weitgehend vergessen – in den betroffenen Familien und Orten entlang des früheren Eisernen Vorhangs wirkt es jedoch nach.

Anlässlich des 70. Jahrestages der „Aktion Ungeziefer“ erinnerten wir in einer dreiteiligen Exkurtsionsreihe an das Schicksal der Zwangsausgesiedelten. Wir schufen Begegnungen von in Sachsen-Anhalt und vor Ort lebenden Bürgerinnen und Bürgern und kamen mit Historikern und Betroffenen ins Gespräch.

Zwangsaussiedlung der Familie Manegold in Stapelburg am 29.5.1952 | Ahrens-Archiv | Bad Harzburg-Stiftung

Nachlese


In einem gemeinsamen Projekt zur sogenannten „Aktion Ungeziefer“ von 1952 organisierten die Landeszentrale für Politische Bildung, das Lothar-Kreyssig Ökumenezentrum und die EEB gemeinsam drei Exkursionen in die Altmark, die Börde und in den Harz. Mit regionalen Partnern vor Ort wurde an die Schicksale der Zwangsausgesiedelten erinnert. Begegnungen von in Sachsen-Anhalt und vor Ort an der ehemaligen Grenze Lebenden wurden ergänzt durch Ortsbegehungen von Grenzanlagen, Grenzdenkmälern und einem verschwundenen Dorf, genannt Wüstung.  Durch Historiker, in Filmen und Zeitzeugengesprächen wurden die Hintergründe sichtbar gemacht. Was bleibt, sind zahlreiche Fakten, aber auch Eindrücke und Lebensgeschichten, von denen heute nur noch wenig bekannt ist.

Grenzturm am Kolonnenweg (ehem. Grenzstreifen im Harz)
Am Ring der Erinnerung mit Manfred Gille
Zeitzeugengespräch mit Dr. v. Schehila

Bild 1: Grenzturm am Kolonnenweg (ehem. Grenzstreifen im Harz)

Bild 2: Am „Ring der Erinnerung“ und dem Kolonnenweg im Harz mit Referent Manfred Gille (ehem. Bundesgrenzschutz)

Bild 3: Historiker Dr. Wolfram v. Schehila und Annette Berger (EEB, li.) im Gespräch mit Zeitzeugen in der Kirche St. Laurentius/Benneckenstein 

© Nora Kreis 

Die Exkursionen


Beteiligt an dem Kooperationsprojekt waren die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, die Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt, das Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum, die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie lokale Partner vor Ort.